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Synonymie: Ellipsocephalus=Germaropyge und Paradoxididae

 
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Pavel



Anmeldungsdatum: 23.09.2004
Beiträge: 141
Wohnort: Salzburg, Austria

BeitragVerfasst am: Di Feb 22, 2005 8:38 pm    Titel: Synonymie: Ellipsocephalus=Germaropyge und Paradoxididae Antworten mit Zitat

Hallo,

In Tschechien wird "Germaropyge" als Gattung anerkannt (je mehr Gattungen, desto besser für die Sammler Wink) . Ich habe aber gehört, dass sie (Prof. ?) Geyer für ein Synonym von Ellipsocephalus hält. Weiß jemand zufällig, in welcher Arbeit diese Gattung (bzw. Art Germaropyge germari) revidiert wurde? (Ellipsocephalus ist wohl auch aus Baltoscandien bekannt)

Das gleiche betrifft vor paar Jahren definierte Gattung "Rejkocephalus", die welteit mit "Hydrocephalus" gleichgesetzt wird. Ich glaub, jemand musste die neue Definition anfechten (im guten Sinne des Wortes). Kann es sein, dass sich Geyer auch damit beschäftigt hat? Betroffene Arten: Rejkocephalus=Hydrocephalus lyelli und rotundatus.

Und alle gute Dinge sind drei: Ich glaub die Gattung Eccaparadoxides wird mindestens in Europa ganz regulär verwendet (es kommt mir vor, dass juvenile Paradoxididae aus Markko von einigen Dealern automatisch auch so bezeichnet werden) . Auf der Homepage von S.M. Gonn http://www.trilobites.info/ordredlichiida.htm habe ich diese Gattung als Synonym von Phanoptes gefunden. Was ist richtig?

Ich weiß, zu viele spezielle Fragen, vielleicht eine Herausforderung für jemanden, der zu der entsprechenden Literatur Zugang hat... Wink

Danke und Gruß
Pavel
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Jens
Gast





BeitragVerfasst am: Mi Feb 23, 2005 4:27 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Pavel,

ja die Fragen sind ziemlich speziell. Mir ist bisher noch nicht solche Literatur über den Weg gelaufen, wo die entsprechenden Problemchen angesprochen wurden.
Außerdem mach ich auch kaum was mit Kambrium und vom böhmischen Kamrium weiß ich leider nicht allzu viel. Werde aber abends noch mal ein paar Sachen zu Hause durchblättern. Vielleicht finde ich was.

Grüsse,

Jens
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Pavel



Anmeldungsdatum: 23.09.2004
Beiträge: 141
Wohnort: Salzburg, Austria

BeitragVerfasst am: Mi Feb 23, 2005 4:50 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Jens,
Danke, aber nur keinen Stress Wink
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Jens
Gast





BeitragVerfasst am: Mi Feb 23, 2005 11:27 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Pavel,

ich habe mal im Treatise und bei Adrian & Jell 2002 nachgeschlagen. Die Sache mit Eccaparadoxides und Phanoptes ist anhand dieser Quellen nicht klar entschieden. Bei Sam Gong war noch eine weitere jüngere Quelle angegeben, die ich nicht habe.

Das Problem der Gültigkeit von Namen ist in der Paläontologie nicht immer so einfach. Im Falle von Phanoptes und Eccapardoxides scheint die Sache klar. Phanoptes ist ein alter Name, aufgestellt von HAWLE & CORDA, 1847, während Eccapardoxides deutlich jünger ist und somit im Fachdeutsch ein jüngeres Synonym von Phanoptes ist. Dean & Rushon, 1997 haben Eccaparadoxides als gültigen Namen im Treatise beibehalten und Phanoptes als älteres Synonym behandelt mit der Bemerkung, daß die Anfrage zur Klärung bei der ICZN in der Schwebe hängt. Anscheinend dauert so eine Entscheidung lange, denn Jell & Adrian 2002 schreiben im Prinzip dasselbe, nur das sie Phanoptes vorläufig als gültigen Namen anerkennen, aber das die ICZN die Entscheidung noch nicht getroffen hat. Möglicherweise ist der Fall nun geklärt, aber ich habe das notwendige Zitat noch nicht einsehen können.
Warum so ein Hickhack, das Problem ist anscheinend, daß der Name von HAWLE & CORDA vergessen wurde, somit ein Nomen oblitum ist, was bedeutet, daß er eigentlich nicht gültig ist. Die Typusart von Eccaparadoxides ist Paradoxides pusilus Barrande, 1846. Hawle & Corda haben die gleiche Art als Phanoptes pulcher beschrieben, allerdings ein Jahr später. P. pulcher ist also ein Synonym, Phanoptes als Gattung dagegen zu dem Zeitpunkt gültig. Da aber die Monographie von Hawle & Corda gegen den Übervater der böhmischen Trilobitenkunde (Barrande) und auch aufgrund des frühen Todes von Corda (1849 gestorben, bei einem Schiffsunglück nach Fossiliensammeln in Texas!) wohl in Vergessenheit geriet, fehlte der Gattung Phanoptes denke ich die Anerkennung durch die Wissenschaft. Die Abkürzung unten bei Phanoptes s.o.s. of Eccaparadoxides dürfte wahrscheinlich für senior oblitum synonym stehen.
ŠNAJDR, 1957b war sich bei der Aufstellung von Eccaparadoxides schon bewußt, daß Phanoptes ein älteres Synonym ist, aber ihm erschien es günstiger den alten vergessenen Namen zu verwerfen und einen neuen klagvolleren zu wählen. Da Eccaparadoxides ein geläufiger Name ist und bei Zonenfossilien vertreten ist, würde es im Ohr schmerzen nun auf einen alten ungeläufigen Namen zurückgreifen zu müssen. Daher wurde die ICZN (also die International Kommission, die über den International Code of Zoological Nomenclature wacht) um Entscheidung gebeten, denn in manchen Fällen ist halt ein jüngeres objektives Synonym besser als ein alter schon seit 150 Jahren vergessener Name.

Hier die Eintragungen bei Jell & Adrian 2002 (ist als PDF bei Mike, trilobita.de gehostet).

Phanoptes HAWLE & CORDA, 1847 [Paradoxides pusillus BARRANDE, 1846a] Jince Fm, Czech Republic; PARADOXIDIDAE; MCAM [s.o.s.of Eccaparadoxides, submission to ICZN for its suppression pending].

Eccaparadoxides ŠNAJDR, 1957b [Paradoxides pusillus BARRANDE, 1846a] Jince Fm, Czech Republic; PARADOXIDIDAE; MCAM [j.s.s. of Phanoptes, submission to ICZN for suppression pending].

Punkt 2: Puh, Punkt 1 war heftig.

Nun zu Hydrocephalus Barrande, 1846 versus Rejkocephalus Kordule, 1990
Der Fall ist im Treatise klar, Rejkocephalus ist ein jüngeres subjektives Synonym von Hydrocephalus. Der Name ist nicht gültig.

auch Jell & Adrian sagen dies, habe nach dem Schreiben nachgesehen (s.u.).

Rejkocephalus KORDULE, 1990 [Paradoxides rotundatus BARRANDE, 1846a] Jince Fm, Czech Republic; PARADOXIDIDAE; MCAM [j.s.s. of Hydrocephalus, fide DEAN & RUSHTON, 1997] .

KORDULE, V. 1990. Rejkocephalus, a new paradoxid genus from the Middle Cambrian of Bohemia (Trilobita). V(stník Úst"edního Ústavu Geologického 65: 55-60.

Punkt 3

Germaropyge ŠNAJDR, 1957 sieht Geyer, 1990 als jüngeres Synonym von Ellipsocephalus, die Typusart der Gattung ist Germaropyge germari (Barrande, 1852) und sie unterscheidet sich von Ellipsocephalus fast nur durch den Besitz von Wangenstacheln. Die Gattung ist wohl nicht gültig. Germaropyge sanctacrucensis Samsonowicz, 1959 würde Geyer bei Kingaspidoides einreihen.

Trösten mögen Dich die Worte von Geyer, 1990: daß „ das Bild von Ellipsocephalus durch die variablen Stücke von E. hoffi aus Böhmen geprägt wurden. Ellipsocephalus war deshalb stets ein taxonomisches Grab für relativ glatte und schlecht erhaltene Ellipsocephalidae.
Nachgewiesen ist die Gattung aus Skandinavien, erbohrt wohl auch dem Baltikum, Böhmen, fraglich Spanien und Marokko.

Alle Klarheiten beseitigt?

Grüsse,

Jens
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Pavel



Anmeldungsdatum: 23.09.2004
Beiträge: 141
Wohnort: Salzburg, Austria

BeitragVerfasst am: Do Feb 24, 2005 12:29 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Jens,

Puh!!! Du bist der Beste!! Wenn ich gewusst hätte, was ich mit diesen Fragen anstelle, hätte ich den Mund gehalten Smile
Super Infos, herzlichen dank!!

Phanoptes:
Irgendwie habe ich vorher nicht gecheckt, dass Phanoptes von Hawle und Corda stammt. Ich ahne schon, warum dieser Name nicht verwendet wurde: Hawle und Corda haben nämlich für Gattungen Hydrocephalus, Eccaparadoxides und Sao die Entwicklungsstadien und Larven auch entdeckt, aber als ganz unterschiedliche Arten und sogar Gattungen beschrieben - ich vermute, Phanoptes war einer von vielen Gattungsnamen, die mit Eccaparadoxides gleichgesetzt werden müssen (sicher 5 bis 10 Gattungen (Synonyma) für Eccaparadoxides - Unterschied zwischen Holaspiden und Meraspiden ist sehr groß). Also Corda wusste in diesem Fall nicht , was er tut (er hat die Ontogenie nicht erkannt) und die Definition von Phanoptes könnte ein zufälliger Treffer sein. Außerdem wurde die Arbeit von H. et C. im Vergleich mit Barrandes Werken in Böhmen für schlampig gehalten - vielleicht deswegen hat sich Snajdr so entschieden (Eccaparadoxides).

zu dem Ellipsocephalus: Aha, ich habe zu Hause eine Platte mit taxonomischen Gräbern Smile

----------------

Barrande: ich muss immer lächeln, wenn Barrande als "Übervater der böhmischen Trilobitenkunde" bezeichnet wird (besonders auf komerziellen Trilo-Seiten wird er ausschließlich nur als Triloforscher erwöhnt). Ich schätze, etwa 10% seiner Arbeit betrifft die Trilobiten. Der Rest - alle Tiergruppen, der Großteil - Cephalopoden!!! Dann Brachiopoden, Bivalvien, Gastropoden, Korallen, Bryozoen, usw. ... Der Mann war verrückt Shocked

noch mal vielen Dank
Gruß Pavel
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