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warum git es so wenige "Mini" Trilos?

 
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andreas



Anmeldungsdatum: 24.09.2004
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: Do Aug 10, 2006 5:18 pm    Titel: warum git es so wenige "Mini" Trilos? Antworten mit Zitat

hallo,
ich verschiebe mal die Diskussion aus dem Fotoatlas nach hier;
um konkret erstmal in Gees zu bleiben;in der Arbeit von Bruton und Haas 1997 über die Funktionsmorphologie von Phacops wurden zahlreiche Geeser Stücke zerschnitten;die hatten alle ein Hypostom,waren demnach also keine Häutungen sondern "echte" Trilos.Im Eifelmeer des Mitteldevons waren die Bedingungen halt in weiten startigraphischen Bereichen eben so,daß sich kleine Trilobitentaxa wohlgefühlt haben.Die meisten Geeser Arten waren kaum über 20 mm groß.
Interessanterweise sind allerdings echte "Minis" ,dh, Winzlinge unter 8mm echte Raritäten; Selbst von so häufigen Arten wie Phacops schotheimi gibt es kaum Material unter 1 cm.Mein kleinstes Cephalon ist 3 mm breit,der kleinste getreckte komplette Phacops etwas über 6 mm; und das bei tausenden Fundstücken insgesamt.aber wo sind die Kleinen denn geblieben? müßte es in Relation nicht viel mehr Minis geben?
Schauen wir mal nach Marokko? wer hat denn schon mal einen kleinen Drotops megalomanicus gesehen? oder ein 8mm Scutellum?dieses Spiel kann man beliebig weiterspielen.oder haben es die Trilos gemacht,so wie die Lachse? dh., Leben und Laichen an verschiedenen Orten?
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Jens
Gast





BeitragVerfasst am: Do Aug 10, 2006 8:06 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hatte auch schon daran gedacht die bisher geführte Diskussion hier weiterzuführen.

Was bisher geschrieben wurde zum Thema "Kinderstube" kann man unter dem Link ansehen:

http://trilobit.org/forum/album_showpage.php?pic_id=158

Ich denke, daß Thema gehört näher erläutert.

Einerseits müssen wir die Begriffe Kleinwüchsigkeit und juvenile Exemplare auseinanderhalten.

Ich gehe davon aus, daß es sich bei den meisten kleinen Geesopse um früh verstorbene juvenile Exemplare oder um Häutungsreste handelt. Immerhin gibt es ja relativ große Exemplare der Art in Gees, so daß Kleinwüchsigkeit in diesem Falle sicher nicht genetische Ursachen hat, sondern eher ungünstige Lebensbedingungen. Man darf nicht vergessen, daß die Lokalitäten, die uns vollständige Trilobiten liefern, nicht unbedingt Oasen gewesen sein müssen. Es ist wahrscheinlich, daß großwüchsige adulte Exemplare für günstige oder ideale Lebensbedingungen sprechen, aber dort nicht unbedingt als vollständige Exemplare erhalten bleiben.

Auf Gotland kann man zum Beispiel großwüchsige Calymenen aus dem Hemsemergeln in der Nähe von Riffkomplexen finden, dort sind sie zwar selten ganz, aber riesig im Vergleich mit Exemplaren vom Mästermyrkanal, wo die Tiere riffern und im tieferen ruhigen Wasser gelebt haben.

Andreas hat Marokko angesprochen. Juvenile Trilobiten gibt es natürlich auch dort, nur kommen sie eben selten oder nie in den Handel. Für den Marokkaner muß ein Trilobit groß sein, kleine oder gar juvenile Formen sind uninteressant, wenn sie nicht gerade böse bestachelt sind. Ich habe im Oberems der Fouim Zguid Region gesammelt und ein paar winzige Phacopen mitgenommen, sowas würde man nie im Handel kriegen. Aber vor Ort waren es die häufigsten Trilos. Somit vermittelt die Masse an großen Phacopen ein unrealistisches Bild.
Die Größe der Drotopse hat in den letzten Jahren abgenommen, da die beste lokalität für die Riesen-Phacopse am Jbel Issoumour ziemlich erschöpft ist. Zur Zeit findet man im handel mehr Exemplare von einer weiter südlich gelegenen Lokalität, dort Erreichen die Exemplare aber nicht die alten Gardemaße. Vielleicht wieder ein Hinweis auf weniger günstige Lebensbedingungen.
Körpergröße verhält sich in der Regel ziemlich proportional mit der Qualität der Lebensbedingungen. Die Menschen im Mittelalter waren deutlich kleiner als heutzutage. Die Buschmänner in der Kalahari sind von zwerghaften Wuchs, eine Anpassung an die kargen Lebensbedingungen. Es gab Zwergsaurier, Zwergelefanten usw. auf Inseln, wo das Nahrungsangebot nicht zur Körpergröße paßte. Die Grössenreduzierung erfolgt in solchen Fällen unheimlich schnell, innerhalb weniger Generationen, weil eben nur die überleben, die am wenigsten Essen benötigen, somit also eher kleine Exemplare einer Art.

soll erstmal reichen,

Jens
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andreas



Anmeldungsdatum: 24.09.2004
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: Fr Aug 11, 2006 5:31 am    Titel: Antworten mit Zitat

hi Jens,
wir sind sicher einer Meinung,daß das Größenwachstum von Trilobitenpopulationen Ausdruck der Anpassung an den Lebensraum sind.
In der Eifel gibt es viele der Geeser Art nur in Gees bzw in einem sehr kleinen stratigraphischen Fenster und nicht irgendwo anders als "Riesenformen"; sind denn die Calymenen aus dem Hemsemergel artlich identisch mit den größeren Stücken,die so gerne in den Orthocerengehäusen stecken?
Aber für mich unbefriedigend ist nach wie vor die Kernfrage; wo sind die Minis?Wo sind denn die 8mm Drotopse? gibt es sie überhaupt? übrigens,was das neue Drotops Vorkommen angeht,so handelt es sich nicht um D. megalomanicus,auch nicht um Hypsipariops vagabundus; aber auch hier ; wo sind die Minis?
Wenn man davon ausgeht,daß ein Arthropode eine große Zahl Nachkommen produzuiert ,um sicherzustellen,daß wenigstens einige das adulte Stadium erreichen,dann müßten Minis wesentlich häufiger vorkommen. und das tun sie eben nicht.In Gees wurde damals nicht kommerziell gegraben und einige Leute haben speziell nach Minis Ausschau gehalten,aber Fehlanzeige.Natürlich gibt es in Marokko auch Kleine Trilos,aber unter 8mm? wenn ja,dann macht mal Bilder davon.Aber bitte Wink mit Größenmaßstab
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Jens
Gast





BeitragVerfasst am: Fr Aug 11, 2006 12:06 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Andreas,

deine Kernfrage: wo die Mini-Drotopse sind, kann ich leider nicht beantworten. Vielleicht gibt es sie, wenn man danach sucht, vielleicht haben sie auch woanders gelebt. In Erfoud hat mir ein Händler, der selber auch präpariert, daß sie vielleicht Protaspisstadien zwischen den Stacheln vom Stachel-Drotops gefunden haben, aber das ist nicht überprüft. Mein kleinster ganzer Phacops ist 9mm breit, zwar klein, aber doch verhältnismäßig groß.

Im Idealfall sollten an einem Fundort eine lückenlose Reihe von juvenilen bis hin zu ausgewachsenen Exemplaren vorkommen. Sicherlich sollten es wegen der vielen Häutungen auch deutlich mehr kleine Exemplare als große Exemplare sein. Aber solche Zusammensetzungen sind in der Praxis eigentlich ziemlich selten.

Im schwedischen Stinkkalk kriegen wir es hin, daß man eine lückenlose ontogenetische Reihe vom Protaspis über diverse Meraspisstadien bis hin zum ausgewachsenen Peltura finden kann (siehe auch bei uns im Forum unter Literatur). Habe selbst eine Platte wo Dutzende ganzer Mini-Pelturas mit einem 5cm-Exemplar zusammenliegen. Alles gestorbene Exemplare mit Freiwangen. Aber sowas ist meist die Ausnahme. Am selben Fundort überwiegen Platten auf denen 1000de große Köpfe von Peltura liegen, aber nichts juveniles vorkommt. Hier haben wir es dann mit Frachtsonderung zu tun. Nur die schweren Köpfe blieben vor Ort, alles andere (da leichter) wurde ausgespült und umgelagert.

Stinkkalk und die Knollenmergel von Gees kann man aber nicht direkt vergleichen. Ich habe leider keine taphonomischen Kenntnisse über das Geeser Mterial. Habe aber beim Sammeln festgestellt, daß isolierte Panzerteile deutlich häufiger sind als ganze Trilobiten, nun ja, dies ist ja nicht ungewöhnlich und belegt immerhin das Vorhandensein von Strömungen. Leichtes Material (juvenile Trilobiten) kann also strömungsbedingt umgelagert worden sein.

Ich habe selber einen Faible für juvenile Trilobiten, sie sind klein und nehmen nicht viel Platz weg. Nur sie zu finden ist nicht einfach. Einerseits ist es so, daß man den Großteil des juvenilen Material übersieht, da zu klein und wer präpariert schon Querschnitte von 2mm Länge? Anderseits gibt es gelegentlich auch Gesteine die voll von juvenilen Trilobiten stecken. Ein Beispiel sind Geschiebe des Unteren und Mittleren Roten Orthocerenkalkes, diese stammen aus dem Ordovizium und haben wenn sie stark verwitert sind die Eigenschaft, daß alle Trilobitenschalen schön weiß sind und sich so wunderbar vom Gestein abheben. Zudem überwiegen tatsächlich juvenile Trilobiten die Fauna. Man kann ne Menge Protaspisstadien finden, diverse transitorische Pygidien et cet. Es gibt also Häufigkeitsunterschiede im Vorkommen von juvenilen Exemplaren. Wobei hier vermutlich taphonomische Gegebenheiten ausschlaggebend waren.

Löst man verkieselte Kalke mit Flußsäure auf, dann findet man unter Umständen auch ne Reihe von kleinwüchsigen Trilobiten, aber eben auch nicht immer. Ähnliches wird mit Kalken gemacht (Chazy Limestone) in denen Trilobitenreste sekundär verkieselt sind.

Zum Thema große und kleine gotländische Calymenen. Ich mag es nicht mit Sicherheit entscheiden ob die kleinen Exemplare vom Mästermyrkanal und die großen von Grogarnshuvud die selbe Art sind, möglich ist es schon. Aber sicher bin ich mir nicht.

Es gibt übrigens auch primär kleinwüchsige Trilobiten, dies ist besonders bei Proetiden der Fall, aber auch manche Ptychopariiden bleiben winzig. Beispiele gibt es in Riffkalken, z.B. am Siljan-See, wo neben großen illaenusköpfen und Scutelliden auch mal lütte Proetuse u.a. vorkommen. Auch ganz.

Oki, reicht erstmal,

Grüsse,

Jens
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Koneprusia



Anmeldungsdatum: 08.04.2006
Beiträge: 21

BeitragVerfasst am: Sa Aug 19, 2006 12:46 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Eine Menge werden auch in der Nahrungskette verloren gegangen sein

Koneprusia
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Jens
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Anmeldungsdatum: 17.08.2006
Beiträge: 317
Wohnort: Greifswald

BeitragVerfasst am: Sa Aug 19, 2006 9:07 pm    Titel: Antworten mit Zitat

oh ja, gegessen worden, hehe.

Jens
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