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Kreationismus, ID und Trilobiten

 
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Jens
Gast





BeitragVerfasst am: So Aug 06, 2006 5:09 pm    Titel: Kreationismus, ID und Trilobiten Antworten mit Zitat

Wir hatten vor einiger Zeit schon mal ein ähnliches Topic, was aber dann einige Zeit inaktiv war und so automatisch gelöscht wurde.

Ich halte den Kreationismus (die Erde ist 6000 Jahre alt, oh mein Gott) und Itelligent Disign (kurz ID, was etwa dasselbe ist, nur neu ausgedrückt, aber eben auch so nicht wahrer) für ein wichtiges Thema, dem sich die Wissenschaft nicht verschliessen sollte. Wir leben in Zeiten in der die Religionen und Fundamentalisten unterschiedlichster Konfessionen wieder mehr Einfluß erlangen und sogar Menschen sterben müssen (11. September, Libanon et cet.). In Amerika ging die Erfolgsstory des Kreationismus gar soweit, daß man kreationistisches Gedankengut im Biologieunterricht präsentiert und mit Pseudowissenschaft die Evolutionstheorie zu relativieren sucht. Glücklicherweise scheint ein Umdenken in Amerika einzusetzen und so wurde in Kansas die Verfügung zurückgenommen (nach nur einem Jahr), daß ID in den Schulen gelehrt wird. Vor einem Jahr haben sich nach einer Umfrage allerdings 2/3 der Amis gewünscht, daß man ID in der Schule unterrichtet. George W. Bush ist bekennender Kreationist, warum sollte das Volk schlauer sein, immerhin hat er Geschichte in Yale studiert. Die Volksverdummung scheint in Amerika eine Erfolgsstory zu sein. Kann man nur hoffen, daß "Good Old Europe" so bleibt wie es ist und sich nicht an Ideen orientiert, die aus dem Mittelalter stammen.

Infos gibts bei Spiegel Online:

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,429791,00.html

Nach dem einführenden Abschnitt möchte ich nun zu dem Berühungspunkt zwischen Trilobiten und Kreationsmus kommen und zwar in Form eines scheinbar zertretenen Trilobiten.

http://www.daaromevolutie.net/default.asp?action=show&what=re&ID=64&segm=5&stype=6

(die Infos entstammen einem niederländischen Forum, im Original ist der Text von K. Richter, aber die Online-Resource ist nicht mehr verfügbar).


Nach Angaben von Melvin Cook (15) suchte der Gesteinsammler William J. Meister 1968 an einem Berghang nahe Antelope Springs in Utah nach Fossilien. Dabei stieß er auf jenen eigenartigen Fund, der aussah wie der Schuhabdruck eines Menschen. Meister war verständlicherweise überrascht, denn die Gesteinsformation, in der er suchte, gehört zur mittlere kambrischen Wheeler-Formation. Sie ist über 500 Millionen Jahre alt (16). Nach Cook nahmen andere Kreationisten den Faden begeistert auf und berichteten von dem Fund eines Schuhabdruckes, der so gar nicht in die geologisch-paläontologische Zeitskala passen wollte. Einer genaueren Überprüfung hält der 'versteinerte Schuhabdruck' jedoch nicht stand. Glen Kuban hat sich dieser Aufgabe angenommen (17). Seiner Analyse zufolge enthält die Gesteinsplatte mehrere echte Fossilien von Trilobiten, aber der 'Fußabdruck' selbst ist aus verschiedenen Gründen kritisch zu betrachten. Bei genauer Betrachtung der gesamten Form des Fußabdruckes läßt sich erkennen, daß er aus einem zerbröckelten Muster auf einer Gesteinsplatte besteht, die mit anderen aus der Fundgegend vergleichbar ist. Es gibt keine Hinweise darauf, daß der 'Fußabdruck' Teil einer Abdrucksequenz war, wie man sie üblicherweise finden müßte (1Cool Außerdem ist der 'Fußabdruck' sehr flach und zeigt keine Verformung durch den Druck des Körpergewichts und gibt keine Hinweise auf die Bewegung des angeblichen Schuhträgers. Der Trilobit selbst macht nicht den Eindruck, als sei er zertreten worden. Ähnliche Gesteinsmuster sind in der Wheeler-Formation häufig zu finden, darunter beispielsweise Gesteinsplatten die konzentrische ovale Muster von unterschiedlicher Farbe zeigen. Veschiedene dieser Formationen wurden als mögliche Fußabdrücke von Menschen interpretiert (19), sind aber weit weniger überzeugend als der 'Meister Print. (20)' Keine zeigt eine Bewegungssequenz oder erfüllt die Voraussetzungen, an denen menschliche Fußabdrücke identifiziert werden können. Verantwortlich für die kuriosen Formen sind geochemische Prozesse oder die Erosion (21). Bei dem 'Meister Print' handelt es sich demnach um eine Struktur, die beeindruckend ist für diejenigen, die in Geologie nicht bewandert sind und sie zu der Annahme verleitet, man hätte es in der Tat mit einem fossilen menschlichen Schuhabdruck zu tun. Allerdings sind das einzig reale an dem Fund die fossilen Trilobiten, der 'Schuhabdruck' jedoch stammt nicht von einem Menschen, sondern läßt sich auf geochemische Prozesse zurückführen.

Wichtige Infos mit Referenzen findet man unter folgender Seite:

http://www.talkorigins.org/faqs/paluxy/meister.html

Glen J. Kuban hat sich auch mit den Dinosauerierspuren vom Paluxy-River beschäftigt ( er fand übrigens keinen Hinweis auf menschliche Fußmarken dort, obwohl Kreationisten die gerne behaupten.). Er hält den Fußabdruck für milde gesagt zweifelhaft.


Ich möchte objektiverweise, die Geschichte auch aus der Sicht eines Kreationisten präsentieren.

der Text ist nachzulesen unter:

http://de.clearharmony.net/articles/200202/2412p.html


dort findet man auch mehr Infos zur Fundgeschichte.

ein anderes Bild vom Fußabdruck findet man hier:

http://de.clearharmony.net/news_images/2002-1-27-footprint_trolobite_small_web.jpg


Was läßt sich nun aus sich des Fachmanns zur Problematik sagen.

Die mergeligen Schiefer der Wheeler Formation sind schon lange bei Trilobitensammlern wegen ihrer schönen und oft vollständigen Trilobiten bekannt (wer kennt nicht Elrathia kingi, die in diesen Schichten massenhaft vorkommt). Das Alter der Wheeler Formation ist Mittelkambrium, somit etwa 525 Mio. Jahre alt. Wer schon mal in Mergelschiefern gegraben hat, der wird gemerkt haben, daß die Schichtflächen nicht immer gerade spalten, sondern dass man oft runde Dellen auf den Schichtflächen findet. Wir nennen sowas muscheliger Bruch. Oft ist es auch so, daß manche Bereiche stärker verkalkt sind und somit weniger kompaktiert (zusammengedrückt) worden sind. Bricht man die Schiefer dann findet man eben meist unebene Flächen, da das Gestein aufgrund von Verwitterungseinwirkung und natürlichen Härteunterschieden ein wechselndes Bruchverhalten zeigt. Um eine solche, zufälligerweise oval geformte verhärte Partie, dürfte es sich bei dem angeblichen Fußabdruck handeln. Zumal ähnliche Formen wiederholt in diesen Schichten gefunden wurden, aber eben nicht so überzeugend aussahen, wie der "Meister"-Print.

Aus geologischer Sicht kann man eindeutig sagen, daß das Sediment nicht in Strandnähe abgelagert wurde. Trilobiten sind marin und vollständige Trilobiten, wie sie in der Wheeler Formation häufig sind, findet man meist nur in Sedimenten, die unter geringerem Strömungseinfluß abgelagert wurden. Soll heißen, daß wasser war tief, sicher mehre 10er Meter, vielleicht sogar über 100m tief. Da läuft niemand entspannt herum, werder ein Zeitreisender, noch ein Alien noch ein moderner Mensch.

Inzwischen ist die Story vom zerquetschtem Trilobiten aufgrund der doch nicht sicheren Beweislage, kein Paradebeispiel der Kreationisten mehr. Nun ja, wieder ein angeblicher Beleg weniger.

Man sollte sich einer vergegenwärtigen, der Mensch neigt dazu, wenn er etwas mit einer vorgefaßten Meinung (und besonders ohne Fachwissen) untersucht, dann auch nur das zu sehen, was er sehen will. In unserem Fall also einen Schuhabdruck und kein natürliches Phänomen.
Ich habe zum Beispiel einen Dünnschliff, worin zufällig Muschelbruchstücke so angeordnet sind, daß sie wie ein Gänsekopf aussehen. Deshalb fange ich aber nicht an, zu behaupten, dass es im Jura Gänse gab, die nur 1 oder 2 cm groß sind.

So dann, hoffe auf Response.

Grüsse,

Jens



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Jens
Gast





BeitragVerfasst am: So Aug 06, 2006 5:32 pm    Titel: Antworten mit Zitat

ein weiterer Artikel zum Thema, in englisch:

26 The Antelope Springs ‘footprint’

http://kjmatthews.users.btopenworld.com/cult_archaeology/out_of_place_artefacts_13.html


On 1 June 1968, William J Meister Sr, an amateur fossil hunter from Kearns (Utah, USA) arrived for a holiday in Antelope Springs, about 69 km (43 miles) northwest of Delta (Utah, USA). On their third day there, Meister and his family went out searching for trilobite fossils. One fossil stood out as it was not simply a trilobite. It was formed in Middle Cambrian Wheeler Shale, dated to 505 to 590 million years ago. It contained the impression of what resembled the sole of a shoe, about 260 mm (10¼ inches) long, 89 mm (3½ inches) wide at its widest point and 76 mm (3 inches) wide at the ‘heel’, which was depressed 3 mm (1/8 inch) further than the rest of the imprint. Beneath the print were the fossils of two trilobites and Meister thought that this showed that the wearer of the ‘sandals’ had trodden on them, squashing them into the mud on which he (or she) had been walking.

On returning home, he showed the fossil to Melvin A Cook (1911-1989), president of a chemical company in West Jordan (Utah, USA), who urged him to go back to the site to search for more evidence, so in July, he returned with two geologists, Clarence Coombs (c 1910-2004) of Columbia Union College, Tacoma (Maryland, USA), and Maurice Carlisle, who had qualified at the University of Colorado, Boulder (Colorado, USA). They found slabs of mudstone that they concluded had once formed a land surface on which creatures could have walked.

A few weeks later, Clifford Burdick (1894-1992), a geologist and creationist from Tucson (Arizona, USA), discovered what appeared to be footprints of a human child nearby, when he accompanied Maurice Carlisle to the site around 20 July. This time the foot seemed naked. Although an (unnamed) palaeontologist dismissed the find as not of animal origin – meaning that it was not a print of any creature, human or otherwise – Burdick continued to believe in its human origin. In August, Dean Bitter, a teacher from Salt Lake City (Utah, USA), discovered two more sandal prints.

There are the usual problems: whilst there are undoubted resemblances between the shape of the print and that of a shoe sole, part of the imprint is missing. Furthermore, if the imprint really is of a shoe worn by a (presumably air-breathing) human, we have to explain the presence of trilobites, a marine creature. This would have to be not the footprint of a shoe-wearing being walking along a shallow stream, but of one walking on the sea bed. Worse, there is no trace of pressure exerted by the supposed wearer of the shoe upon the trilobite (despite the alleged compaction of the sand grains) and the supposed heel is formed by a crack that runs across the whole slab, continuing beyond the ‘footprint’. Similar patterns have been found throughout the Wheeler formation, while concentric oval shapes of varying colour, sometimes with a stepped profile, are what were interpreted by Burdick and Bitter as in situ footprints or sandal prints. Moreover, it is telling that Meister and Bitter’s discoveries were announced in The Creation Research Society Quarterly by Melvin A Cook, while Burdick’s appeared in The Bible-Science Newsletter of August/September 1969: Clifford Burdick was not simply a geologist, but a well known creationist whose work aimed at demonstrating a young earth. A detailed examination of the find can be found on the TalkOrigins website.

Bilder:

http://kjmatthews.users.btopenworld.com/cult_archaeology/images/meister_footprint.jpg

http://kjmatthews.users.btopenworld.com/cult_archaeology/images/meister_footprint_trilobite.jpg

Grüsse,

Jens
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Jens
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Anmeldungsdatum: 17.08.2006
Beiträge: 317
Wohnort: Greifswald

BeitragVerfasst am: Do Sep 07, 2006 12:35 am    Titel: Antworten mit Zitat

Hier noch ein weiterführender Link, für alle die sich mit Kreationismus auseinandersetzen wollen.
Volksverdummung (nichts anderes ist Kreationsismus und ID) müßte wie Volksverhetzung mit Knast bestraft werden.

http://www.geoversum.info/forum/viewtopic.php?t=926

hier gibts ne Menge Links, zu Foren in denen Kreo´s ihre Ideen präsentieren, mit den Meinungen von Geologen zu dieses Geschwätz.


Viele Grüsse,

Jens
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Jens
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Anmeldungsdatum: 17.08.2006
Beiträge: 317
Wohnort: Greifswald

BeitragVerfasst am: Do Nov 02, 2006 5:13 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Die Paläontologische Gesellschaft hat ein paar interessante Hefte zum Thema Kreationismus herausgebracht.
(1) Kreationismus versus Evolution: Argumente zum Umgang mit Kreationisten
(2) Intelligent Design und Physikotheologie
(3) The Creation Controversy – Is it Justified?

In Zeiten wo sich kreationistischer Unfug wieder in den Köpfen festsetzt (zurück ins Mittelalter, juhuu) ist es sicher wichtig mit dem Thema aueinanderzusetzen.
Zumal die Argumente der Kreos ziemlich fadenscheinig sind und eben nur für den Laien toll klingen.

Hier der Link für mehr Infos:

http://www.morphisto.de/akademie/material-querschnitte.html#Anchor-Heft-Kreationismus

Viele Grüsse und am besten bestellen, die Broschüren dürfen in keiner uni-Bibliothek fehlen, wenn schon der Zilmer ungestraft darin rumstehen kann.

Grüsse,

Jens
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