Trilobiten.de

[Mike]

Hallo ihr Schweden,

jetzt, da ihr wieder da seit, direkt eine vielleicht etwas harte Nuß. Ich bekam vor ein paar Tagen die Email eines Sammlers mit einem Bild eines mir unbekannten Groß-Paradoxiden aus dem Kambrium von Schweden. Es handelt sich um einen Cephalothorax mit einer Länge von 17 cm !. Das vollständige Tier hatte demnach sicher eine saggitale Länge von deutlich mehr als 20 cm.

Er hat es gekauft für teure Geld. Angeblich soll es sich um einen Paradoxides bidentatus handeln. Hier mal das Bild:



Ich habe zwischenzeitlich mit Frank (Rudolph) entsprechend kommuniziert, und der Gute meinte dies:

- quote -

"Sicher ist es ein Baltoparadoxides cf. oelandicus. B. bidentatus ist 1936 von Westergard nur anhand von Pygidien beschrieben worden. Westergard weist darauf hin, dass eine sicher Unterscheidung nur anhand des Pygidiums möglich ist (4 kurze Stacheln bei oelandicus, 2 Stacheln bei bidentatus, 4 lange Stacheln bei quadrimucronatus...). Die Glabella soll bei bidentatus etwas weniger geschwollen sein als bei oelandicus, aber das kann erhaltungsbedingt variieren. Zudem gibt es bidentatus nach meiner Kenntnis nur auf Öland. Bei Stücken ohne Pygidium würde ich also mit Baltoparadoxides cf. oelandicus bestimmen, die Arten sind sehr eng verwandt."

- end of quote -

Was sagen meine beiden Schweden-Touristen zu dem Viech?

Gruß

Mike[/i]

[Jens]

Hi Mike,

zu Frank´s Meinung kann man kaum mehr hinzufügen, zumal er ein Kenner kambrischer Trilobiten aus Schweden und dem Geschiebe ist.

Die Bestimmung ist schwierig, da das Pygidium fehlt und wohl auch keine Herkunftsangaben vorliegen.

Ich hatte auf den ersten Blick auch auf Baltoparadoxides oelandicus getippt und würde als Fundort Öland vermuten. Es gibt in Schweden nur 2 Regionen in denen der Ölandicus-Mergel vorkommt, dies ist Öland und als 2. Region Närke im nördlichen Südschweden.
Die Fundmöglichkeiten in Närke sind begrenzt, Paradoxiden (auch kleine) waren schon als die Zeiten noch gut waren selten. Ich tippe auf Öland, da hier bessere Aufschlußverhältnisse herrschen. Allerdings ist hier das Graben nach Trilobiten verboten und die Einheimischen werden schon sauer wenn man einen Hammer in der Hand hält. Öland ist ein gefährliches Pflaster für Fossiliensammler geworden.

Für einen B. oelandicus spricht auch, daß dieser die häufigere Baltoparadoxides-Art ist. By the way, früher hießen diese Tiere Eccaparadoxides, werden aber seit kurzem Baltoparadoxides zugeordnet. Frank hat vergessen zu erwähnen das Baltoparadoxides eine Untergattung von Acadoparadoxides ist, der komplette Name ist somit

Acadoparadoxides (Baltoparadoxides) cf. oelandicus (Sjögren, 1872) , übrigens die Typusart von Baltoparadoxides Snajdr, 1986

Grüsse,

Jens

[Pavel]

He Mike, und du hast es mir mit dem Acadoparadoxides nicht geglaubt

Pavel

[Jens]

Hier gibts noch etwas Literatur zum Thema:

SNAJDR, M. 1958. Trilobiti ceského stredního kambria. Rozpravy Ústredního Ústavu Geologického, 24:1-280, 46 pls.

SNAJDR, M. 1986. Two new paradoxid trilobites from the Jince Formation (Middle Cambrian, Czechoslovakia). Vestník Ústredního Ústavu Geologického, 61:169-174.

Grüsse,

Jens