Die Hamburger Messe vom 6-8. 12. 2002 (25. Internationale Börse für Mineralien, Fossilien, Edelsteine und Schmuck) |
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Ein kleiner Messebericht aus der Sicht von den Trilobitenfreunden Heiko Sonntag (Fotos & Layout) & Jens Koppka (Text) Auch in diesem Jahr war die Hamburger Messe wieder gut besucht. Es gab wie immer viel zu sehen. Vor allem Mineralien (Opal, Achat, Amethyst, Rohdiamanten u.s.w.), Schmuck, Meteoriten, Bernstein, Equipment (Geologenhämmer, Mikroskope, Schleifmaschinen). Erfreulicherweise waren diesmal mehr Fossilienstände als in den letzten Jahren vorhanden, so daß auch die Fossiliensammler nicht zu kurz kamen. Die Messeleitung hatte für die diesjährige Veranstaltung unsere Lieblingsfossilien, die Trilobiten, als spezielles Thema („Marokkanische Trilobiten“) aufgegriffen und diesen faszinierenden Arthropoden (Gliederfüsser) eine kleine Sonderausstellung gewidmet. Das herausragendste Exponat dieser Ausstellung war eine ca. 1,5 m² große ordovizische Sandsteinplatte mit vielen vollständigen, 20-30 cm großen asaphiden Trilobiten (s. Abb. 1 ). Wobei es sich definitiv nicht um einen echten Asaphus, wohl aber um einen nahestehenden Verwandten handelt. Die Trilobitenplatte wog anfangs etwa 300kg und war bei der Bergung in 7 Teile zerbrochen, die von vier Marokkanern in Schwerstarbeit aus der marokkanischen Wüste geborgen wurden. Die Präparation der Platte dauerte nach Angaben des Händlers etwa ein Jahr. Da die Präparation aber anscheinend mit einfachen Werkzeugen und ohne Mikroskop erfolgte, sind auf manchen Exemplaren deutliche Präparationsspuren in Form weißer Kratzer und Furchen erkennbar. Dafür wurde augenscheinlich nicht getrickst und keine zusätzlichen Trilobiten auf diese Platte montiert (wie es bei vielen marokkanischen Präparaten üblich ist). Dieses beeindruckende Exponat dürfte ein Blickfang für jedes naturkundliche Museum sein. Es lohnt sich für die zuständigen Kustoden über den Kauf dieser nicht ganz preiswerten, aber dafür einmaligen Platte nachzudenken. In einer Vitrine waren weitere ordovizische Trilobiten (z. B. Amphyx) und einige gut präparierte devonische Trilobiten zu sehen. Die ausge- stellten Trilobiten wurden von dem schon erwähnten französischen Händler E. Ossola zur Verfügung gestellt, der in seinem Sortiment eine Vielzahl preiswerter, aber relativ gut präparierter devonischer Trilobiten (Philonyx, Ceratarges, Dicranurus, Harpes, Cyphaspis, Astero- pyge, Phacops u.a) im Angebot hatte (s.a. Abb. 2, 3). Nachbesserungen beschädigter Teile waren auch hier zu erkennen, doch hielten sich diese in Grenzen und der Händler wies fairerweise auch auf die Ergänzungen hin. Dieses Jahr waren möglicherweise aufgrund des Themenschwer- punktes Marokko mehr Fossilienhändler anwesend, die neben Trilobiten unterschiedlichster Qualität, auch einen breiten Querschnitt marokkanischer Fossilien (Hai- und Saurierzähne, polierte Nauti- liden, Ammoniten, z.T. in Wagenradgröße, die schönen roten Seelilienplatten u.a.), auch vielfach Mineralien und Steinwerkzeuge im Angebot hatten. Ein Stand des marakkonischen Händlers Chez Aziz aus Erfoud (Vente Fossiles Mineraux) fiel uns als Trilobiten- sammler besonders ins Auge, da hier für marokkanische Verhältnisse sehr gut und erstaunlich sachkundlich präparierte Trilobiten zu einem fairen Preis angeboten wurden. Den Trilobiten ist anzusehen, daß sie mit Hilfe des Mikroskops freigelegt wurden (s. Abb. 4. Die gefürchteten Ergänzungen und Nachbesserungen waren erfreulicherweise bei den Trilobiten dieses Standes nur in geringen Umfang erfolgt. Hochwertige Präparate wurden in Tupperdosen festgeschraubt verkauft. Hier haben wir nach einigen Handeln eine kleine Kiste mit unpräparierten devonischen Trilobiten erworben, die uns sicherlich beim Präparieren noch viel Freude und blutige Finger bereiten werden. Erstaunlich ist, daß hier mehrere gut präparierte Exemplare von Walliserops trifurcatus MORZADEC, 2001 mit dem dreizackigen Fortsatz des Cephalonvorderrandes zum Verkauf standen. Von diesem merkwürdigen Trilobiten tauchten vor etwa 2 Jahren die ersten Exemplare im Internet auf. Diese Art erinnert mit ihrem merkwürdigen Kopfschild-Fortsatz stark an eine Gabel und man könnte sie deshalb als „devonische Gabel“ bezeichnen. Erst vor kurzem wurde diese Art von Pierre MORZADEC beschrieben. Ihr wissenschaftlicher Name ist Walliserops trifurcatus MORZADEC, 2001. Bisher wurden Exemplare dieser ungewöhnlichen Art meist als Comura sp. bestimmt. Ich hatte schnell noch ein besonders schönes Exemplar díeses "Gabel- Trilobiten" (Abb. 5) herausgesucht und bat den Händler um die Fotogenehmigung, die uns problemlos gewährt wurde. Bei dieser Gelegenheit hat sich Heiko, nachdem wir feststellen konnten, daß an dem Exemplar nichts ergänzt wurde, spontan zum Kauf entschlossen. Die Verhandlung um den Preis zwischen einem gelernten Kaufmann und dem marokkanischen Händler blieben nicht ohne Erfolg und man einigte sich dann friedlich auf einen sehr fairen Preis. Bei dem von Heiko erworbenen Exemplar sind lediglich die dünnen empfindlichen Stachelreihen auf den Pleuren abgebrochen, dafür waren die Augen- stacheln freistehend präpariert (aufgeklebt, aber echt). Ein schönes Stück. Bei diesem Stand waren viele interessante und gute Trilobiten zu bekommen. Die Auswahl reicht über die großen ockerfarbenen Paradoxiden, über ordovizische Selenopletiden (großwüchsige Vertreter der Lichiida (Odontopleuriden)) bis hin zu den devonischen Trilobiten des Eifeliums (unteres Mitteldevon). Angeboten wurde ein Exemplar des faszinierenden, großen und stark bestachelter Phacops (30cm lang), daneben normale Phacopiden und besonders die von jedem Sammler begehrten Stacheltrilobiten, wie Philonyx, Ptychopyge, Comoura (Phacopida); Cornuproetus, Cyphaspis (Proetida); Koneprusia, Ceratarges, Dicranurus mostrosus, „Leonaspis“ (Lichiida) und schließlich auch gute Exemplare von Harpes (Ptychopariida). Einige dieser Trilobiten dieses Standes haben wir fotografiert und zeigen sie in der Galerie von Chez Aziz (Vente Fossiles Mineraux).
Bemerkenswert bei diesem Stand war auch ein 40 kg schwerer Steinmeteorit aus der Sahara, bei dem ich eine deutliche braune, glasige Schmelzkruste erkennen konnte. Für Geschiebesammler war natürlich der Stand von Frank Rudolph (Wankendorf), wie immer zusammen mit dem Stand der Gesellschaft für Geschiebekunde (hier konnte man Hefte von Geschiebekunde aktuell erwerben, sich über die Geschiebekunde informieren und auch Mitglied im Verein werden), der ideale Punkt, um sich mit befreundeten Sammlern zu treffen. Dieses Mal hat man sogar das Mammutskelett aus dem Eiszeitmuseum Stolpe in der hintersten Messehalle aufgestellt, nur war es leider hinter einem breiten Träger etwas versteckt platziert und daher nicht so publikumswirksam, wie es hätte sein können (Gruß an die Messeleitung). Doch trotz des kleinen Makos fand der Naturfreund bei Frank Rudolph, der auf Geowissenschaftliche Literatur spezialisiert ist, wie immer jede Menge zum Schmökern, unter anderen auch bibliophile Kostbarkeiten. Seperata sind nach Themen (z.B. Trilobiten) geordnet und man hat das Gefühl, daß Frank genau weiß, für was man sich interessiert. Besonders gut fand ich auch, daß sich 2 weitere interessante Stände in der Nähe befanden, so fertigte ein Berufssteinzeitmensch zum Erstaunen des Publikums Feuersteinwerkzeuge an und lud zum Mitmachen ein. So konnten Kinder gegen ein geringes Entgelt selber ein Feuersteinwerkzeug auf Steinzeitart herstellen, die Feuersteinklinge wurde mit Birkenteer im Holzgriff festgeleimt und es gab eine passende Lederscheide mit dazu. Jungsteinzeit zum Anfassen. Nicht weit entfernt hat ein Fossiliensammler durch eine Schaupräpa- ration von Fossilien sein Publikum gefesselt und bot preiswerte Malm- ammoniten aus Süddeutschland an. Ein für die Sammler schwedischer Fossilien besonders interessante Stand, war der von Axel Paulsen (Kiel). Hier kann man preiswerte schwedische Fossilien, wie gotländische Korallen, Nautiliden, Trilobiten (aus dem Silur der Insel Gotland) bekommen. Da dieser Sammler sich auf Nautiliden spezialisiert hat, findet man bei ihm besonders die begehrten Lituiten aus dem Mittelordoviz von Öland zu vernünftigen Preisen. Als Randnote sei bemerkt, daß ich Herrn Paulsen, der auch begeisterter Sammler ordovizischer Cystoideen ist, mit einem von mir dieses Jahr in Östergötland gefundenen Exemplar einer vollständigen Protocystis sp. mit Stiel und freistehend präparierten Armen (Brachiolen) verblüffen konnte. Er hat mir Dutzende Cystoiden-Arten gezeigt, aber keine war so schön und so vollständig erhalten, wie dieses stark ornamentierte Exemplar einer Protocystis. Ein alter Bekannter von uns ist auch Mike Bäätjer (Hamburg), der Inhaber von Palaeoart, der an seinem stets gut besuchten Stand makellos präparierte Trilobiten aus Schweden, der USA und Marokko verkauft, aber auch baltischen Bernstein, Mineralien, Steinwerkzeuge u.a. in seinem Angebot führt. Hier hatte ich auch die Gelegenheit ein etwa 10 cm langes, flaches Goldnugget in der Hand zu halten, was irgendwie beeindruckend war. Gold ist schön und schön schwer. Für den Trilobitenfreund war der Stand der Firma Nordfossil von Herrn Wördemann (Hamburg) das größte Highlight der Messe. Die Firma Nordfossil ist spezialisiert auf russische Fossilien und bekannt für die fantastischen Präparate von Trilobiten aus dem Unter- und Mittelordovizium vom Fluß Wolchow bei St. Petersburg. Hier sieht der norddeutsche Trilobitensammler die Fossilien, die er wahrscheinlich im Geschiebe bis zu seinem Lebensende suchen wird, aber nur schwerlich in diesen prächtigen vollständigen Exemplaren finden kann. Die russischen Trilobiten stammen aus hellgelben mergeligen, weichen Kalken, aus denen die Fossilien vorwiegend mit Hilfe der Airbraise- Technik präpariert werden. Die Trilobiten besitzen eine hellgelbbraune Schale, die typisch ist für Fossilien, die aus der St. Pertersburg-Region stammen. An Trilobiten konnte eine Vielzahl von Arten bewundert werden, die natürlich alle vollständig erhalten sind und bei denen es sich vorwiegend um diverse Asaphiden handelt. Zu nennen sind hier mindestens 8 Asaphus-Arten, sowie Ptychopyge, Megistaspis, Pseudobasilicus?, Illaenus, Dysplanus, Amphyx (ein bemerkenswertes eingerolltes Exemplar mit frei- stehenden Stacheln), Paraceraurus (riesige, vollständige, fantas- tisch präparierte Exemplare), Chasmops, Apianurus kucker- sianus, Hoplolichas (2 Arten) u.a. (s. auch Gallerie Nordfossil). Unter den Trilobiten von Baltoskandia sind die Vertreter der Gattung Asaphus sehr charakteristisch. Sie besitzen eine große Bedeutung für die stratigraphische Einstufung der Schichten. Bei Nordfossil konnte ich folgende Arten erkennen, die alle in gut erhaltenen Exemplaren käuflich erworben werden können: Asaphus (Asaphus) expansus (Wahlenberg, 1821) [ zu erkennen an den kleinen Augen und dem schmalen Kopfschild), Asaphus (Asaphus) lepidurus Nieszkowski, 1859 [ählich dem expansus, aber höheres Schwanz- und Kopfschild], Asaphus (Asaphus) „raniceps“ (sensu Angelin, 1854) [Kopfschild ist flacher und höher als bei expansus und lepidurus], Asaphus (Neoasaphus) cornutus Pander, 1830 [mit kräftigen, recht hohen Augen und auf den Freiwangen mit Terrassenlinien], Asaphus (Neoasaphus) delphinus Lawrow, 1856 [leicht an dem dreieckig zugespitzen Kopfschild erkennbar], Asaphus (Neoasaphus) kowalewskii Lawrow, 1856 [besitzt lange, dünne Stielaugen], Asaphus (Neoasaphus) platyurus platyurus (Angelin, 1854) [diese Art zeichnet sich durch deutlich ausgeprägte Wangen- stacheln und ein glattes dreieckiges Pygidium aus], Asaphus (Neoasaphus) punctatus (Lesnikowa) [ähnelt cornutus, besitzt aber eine kürzer Glabella und hat höhere Augen]. Der Preis der hier angesprochenen Trilobiten richtet sich nach der Atraktivität, der Seltenheit, dem Präparationsaufwand, der Größe (je größer umso besser), der Lage im Stein (ausgestreckt ist am teuer- sten) und nach der Erhaltung (Beschädigungen mindern).
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Abb. 1: (siehe Text) Platte mit asaphiden Trilobiten; Größtes Exemplar : ca. 25 cm Abb. 2 : Ceraurus sp. Abb. 3: ? Resserops sp. Abb. 4: Drotops armatus STRUVE 1995 Chez Aziz (Vente Fossiles Mineraux) Abb. 5: Walliserops trifurcatus Chez Aziz (Vente Fossiles Mineraux)
Abb. 6: Stand von Mike Bäätjer (Hamburg), Palaeoart
Abb. 7 Ampyx nasutus DALMANN, 1826 (Nord Fossil, Joachim Wördemann) Abb. 6:
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